Wenn man in der Hardcore-Fotoszene für Naserümpfen sorgen will, dann schafft man das unter anderem auf der Stelle mit dem Titel des Eintrages hier. Denn hinter digitalem Zoom stecken gleich zwei „böse“ Dinge: erstens die Fotografie in JPG, zweitens ein künstlich aufgepumptes Bild mit schlechter Qualität. Das war schon immer so und wird auch immer so sein. Wirklich?
Eines stimmt sicher, wir reden hier von der Fotografie in JPG, nicht im RAW. Dazu habe ich mich ja schon an anderer Stelle ausgelassen, die JPGs sind heute lange nicht mehr so schlecht, wie sie mal waren, im Gegenteil, sie sind sehr gut geworden. Und ja, ein RAW hat in der Nachbearbeitung imm noch deutlich mehr Reserven, nur um das für jetzt final zu klären.
Aber was ist mit dem digitalen Zoom? Grundsätzlich macht er etwas sehr einfaches: Es wird der gewünschte Bildausschnitt (eine kleinere Fläche aus dem Gesamtbild) genommen, den man gerne gezoomt haben möchte, der wird dann „einfach“ auf die Sensorgröße der Kamera hochgerechnet, also interpoliert. Umgangssprachlich reden wir dann auch gerne davon, das ein Bild „aufgepumpt“ wird. Macht man auch an anderer Stelle, aber trifft hier auch zu. Dadurch gehen Bilddetails verloren, das Bild verliert einen gewissen Grad an schärfe. Dabei hängt es natürlich auch davon ab, wie viel man zoomt. Je mehr Zoom, desto mehr interpolieren, desto mehr Pixel müssen also dazugerechnet werden, desto unpräziser ist das Ergebnis.
Digitaler Zoom taugt nichts
In der Anfangszeit meiner digitalen Fotografie war das mit dem digitalen Zoom recht einfach: Er war schlicht unbrauchbar, auch wenn die Marketingabteilungen gerade im Consumerbereich gerne etwas anderes erzählt haben. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die Kameras da so um die drei bis vier Megapixel hatten. Was will man bei der Auflösung denn auch noch groß zoomen? Da half wirklich ur optischer Zoom. Heute sieht das etwas anders aus. Die Auflösungen der Kameras bewegen sich im Allgemeinen zwischen 24 und 60 Megapixeln. Da kann man schon mal mit arbeiten, wenngleich man keine Wunder erwarten darf. Übertreibt man es, so ist das Ergebnis genauso mies wie mit den 4 Megapixeln Anfang der 2000er.
Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, befinde ich ich gerade im schönen Dänemark, mit dabei natürlich meine Fuji X100V, die ja „nur“ ein fest verbautes Objektiv von 23mm am APS-C-Sensor hat, also in etwa 35mm am Vollformatsensor entspricht. Damit komme ich in der Regel gut zurecht und ich vermisse selten etwas anderes. Und was wenn doch? Pech gehabt? Ganz klares Jein. Es kommt drauf an, genauer auf zwei Dinge. Das eine ist die Frage, ob ich nur im RAW fotografiere, oder parallel im JPG oder eben nur im JPG. In den beiden letzteren Fällen steht mir der digitale Zoom der Kamera zur Verfügung, und zwar in zwei Stufen: 50 und 70mm entsprechend Vollformat.
Digitaler Zoom taugt doch was
Damit kann man dann in der Tat schon einiges machen. Und ja, natürlich verschlechtert sich die Bildqualität im Vergleich zu einem optischen Zoom. Der Punkt ist, wie viel schlechter wird es denn, recht es trotzdem noch oder ist das für die Tonne? Es kommt, wie so oft, drauf an, was man will. Große Leinwanddrucke würde ich damit wohl nicht machen. Müsste ich vielleicht mal mit einem größeren Print austesten. Aber für kleinere Prints reicht das in der Regel immer, für die kleinen Auflösungen in den sozialen Medien erst recht. Und damit es jetzt erst einmal etwas zu sehen gibt, folgen jetzt die Bilder.












Die Bilder sind alle in Dänemark entstanden, in der Regel mit dem 70mm Zoom. Es kamen hier unterschiedlichen Filmrezepte zum Einsatz, die Bilder kamen im Wesentlichen so aus der Kamera. An zwei Baustellen habe ich allerdings im mobilen Lightroom etwas nachkorrigiert. Zum einen habe ich etwas am Strukturregler gezogen, zum anderen war ich im Schärfebereich etwas unterwegs. Ob und wie viel ich geregelt habe, war aber immer von jedem Bild abhängig, da gibt es kein grundsätzlichen Werte, die ich hier empfehlen könnte. Denn die oben genannten Filmrezepte spielen hier auch eine wesentliche Rolle.
Bei den schwarz-weiss Bildern liebe ich es z.B. da etwas Körnung dazu zu geben. Das hat auch den Vorteil, dass es die Unzulänglichkeiten, die durch den digitalen Zoom entstehen, etwas vertuscht. Wobei ich persönlich finde, dass hier nichts großartig vertuscht oder überdeckt werden muss. Da Fuji mit den Zoomstufen Werte gewählt hat, die noch vertretbar sind, können sich die Ergebnisse immer noch sehen lassen. Der digitale Zoom ist kein Allheilmittel. Er geht nach wie vor mit Qualitätsverlusten einher, das lässt sich zumindest Stand heute nicht vermeiden, obwohl die Hersteller da schon versuchen mit unterschiedlichsten Berechnungen gute Ergebnisse zur Verfügung zu stellen. Zumindest für die X100V von Fuji muss ich sagen, dass man dort gute Arbeit geleistet hat. Wenn es denn sein muss ist an meiner Kamera der digitale Zoom kein no go mehr.
Der Zweck heiligt die Mittel – und ich schau noch immer meine Urlaubsbilder aus 2008 liebend gerne an, damals mit einer 3MP Kamera gemacht. 3MP war damals gaaaaaanz viel und einige Bilder hängen bei uns als grooooße Prints an der Wand! Daher ist der digital Zoom an der X100 absolut okay, richtig und wichtig! 😉