Alles hat ein Ende

Alles hat ein Ende

Wenn ich jetzt schriebe, eine Ära geht zu Ende, untermalt mit epischer Musik, ein Sonnenuntergang als Hintergrundbild – dann würde ich mir selbst einmal den Puls fühlen und mich fragen, was für Zeug ich mir so einwerfen würde. Also lassen wir das mit der Ära, der Musik (etwas von “Two Steps From Hell” hätte aber schon etwas) und dem Hintergrundbild (aber ich liebe doch Kitsch….). Aber das wäre nicht ich. Ergo konzentrieren wir uns auf das Wesentliche und schieben den Rest zur Seite.

Es gibt Entscheidungen, mit denen hadert man einfach etwas länger. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Offensichtliche einen schon längst anschreit, dass es nur eine sinnvolle und nüchterne Entscheidung geben kann. Denn es geht dann auch um eine Herzensentscheidung. Die man sich leisten kann, wenn davon nicht die Existenz abhängt. So habe ich die Frage, ob oder ob nicht, mindestens die letzten zwei bis drei Jahre vor mir hergeschoben. Irgendwie scheine ich aber gerade im Flow zu sein, habe mir die Frage gestellt – und beantwortet. Es war am Ende einfacher als gedacht.

Lange Rede: ich habe entschieden, zum 31.12.2025 mein Gewerbe abzumelden und damit die kommerzielle Fotografie ad acta zu legen. Gerade in meinem Fall ist so eine Gewerbeabmeldung relativ einfach, bei uns in der Gemeinde geht das sogar online. Finde ich schick. Ist erledigt, weil man das praktischerweise auch im Voraus zu einem bestimmten Zeitpunkt machen kann. Finde ich gut.

Ich könnte das jetzt so stehen lassen, möchte aber doch noch ein paar Worte dazu verlieren. Angetreten war ich ursprünglich mal als Fotograf für Gewerbe und Industrie, später kam dann die Hochzeit, quasi als geistiger Ausgleich, noch dazu. Das führte schon zu Situationen, den einen Tag noch einen Schwertransport begleitet, am nächsten eine Hochzeitsreportage begleitet. Der Wechsel ist dann schon krass, hat aber Spaß gemacht. Die Gesundheit hat irgendwann aber nicht mehr so richtig mitgespielt, aus einem schweren Motorradunfall habe ich eine bleibende Verletzung, und das hat mich dann schon an meine Grenzen gebracht. Also Taktzahl gesenkt, wieder in den alten Beruf eingestiegen und die Fotografie nebenberuflich weiter betrieben.

Dann kam Corona. Für viele Kolleginnen und Kollegen (natürlich auch in anderen Branchen) brachen von jetzt auf gleich alle Aufträge weg. Irgendwann konnte man unter Auflagen wieder Auftragsfotografie betreiben. Ich war jetzt in der luxuriösen Position, hauptamtlich Angestellter zu sein, mein Kühlschrank füllte sich also weiterhin und ich musste nicht um Aufträge kämpfen. Daher habe ich in der Zeit nichts weiter gemacht, das Gewerbe quasi ruhen lassen. Denn einerseits musste ich nicht den Kolleginnen und Kollegen, die hauptberuflich als Fotografen unterwegs waren, die raren Aufträge streitig machen. Andererseits musste ich mich dem Risiko einer Coronainfektion in einem für mich nicht kontrollierbaren Umfeld aussetzen. Der Plan war gut, scheiterte aber dann doch an einer Hochzeit, die ich im Frühjahr 2023 für einen lieben ehemaligen Arbeitskollegen fotografiert habe 🙂

Mein Hauptjob nimmt mich mehr und mehr in Anspruch, schon vor Corona habe ich dann nur einzelne Hochzeiten am Wochenende fotografiert und danach nicht mehr. Meine Prioritäten haben sich einfach verschoben, meine Wochenenden sind anders gefüllt. Da sich das vermutlich auch nicht wieder ändern wird, war dieser Schritt, das Gewerbe zu beenden, logisch und fühlt sich auch richtig an. Fotografieren tue ich ja trotzdem gerne.

Ich habe inzwischen angefangen, die Seite hier aufzuräumen, den kommerziellen Part zu entsorgen und meine rein private Fotoseite daraus zu machen. Ganz löschen möchte ich sie nicht, denn den einen oder anderen gewerbeunabhängigen Beitrag habe ich hier dann doch veröffentlicht und das möchte ich gerne erhalten. Bis Jahresende habe ich ja noch Zeit, ich werde mal schauen, was ich daraus mache.

Hinter mir liegt eine spannende Zeit, die ich nicht missen möchte. Durch den Job hatte ich die Möglichkeit, hinter manche Kulisse zu schauen und schöne Hochzeiten zu begleiten. Dafür bin ich sehr dankbar und verabschiede mich so mit einem Lächeln aus der gewerblichen Fotografie. Danke an meine Hochzeitspaare und Kunden, die dies möglich gemacht haben.

2 kommentare

Lieber Christian,

es war uns eine Ehre, dass du uns bei unserer Hochzeit begleitet hast und so tolle Bilder von uns gemacht hast. Wir schauen immer wieder gerne auf diese Bilder und haben wieder eine Träne im Auge. Nun sind schon fast 3 Jahre vergangen und im kommenden Jahr finden wir bestimmt ein sonniges Wochenende, wo ich endlich für uns den Grill anwerfen kann.

LG Marc

Drei Jahre ist das schon her, die Zeit rennt aber auch. Ich muss auch gestehen, dass ich glücklich bin, das Kapitel Hochzeitsfotografie so schließen zu können. Was den “gewerblichen” Teil angeht, so schließt sich der Teil mit der Begleitung des Tanzhauses, was mir auch eine Herzensangelegenheit ist. Deshalb kann ich auch mit einem Lächeln zurückschauen und glücklich einen Schlussstrich ziehen. Die Fotografie bleib mir ja erhalten, auch werde ich diese Seite weiterführen, nur eben als privates Projekt. Mal sehen, was da so passiert. Und ich freue mich schon auf den Grill 😉

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