Grenzen des JPG

Grenzen des JPG

Seit die Fuji X100V bei mir eingezogen ist, kann ich es mir nicht verkneifen, nicht doch einfach mal nicht mehr das RAW zu bearbeiten, sondern mehr oder weniger direkt (außer Beschnitt und Geraderücken) das JPG aus der Kamera zu nehmen. Gerade bei der Fuji bietet es sich an, denn durch die Filmsimulationen und den doch recht umfangreichen JPG-Einstellungen, die man noch vornehmen kann, kann schon beim Auslösen das Bild mit dem finalen Bildlook versehen werden.

Allerdings erfordert dies, dass man bestimmte Dinge im Hinterkopf hat. Oder nur einen: Die Nachbearbeitung ist nur eingeschränkt möglich. Das bezieht sich vor allem auf die folgenden Parameter:

  • Belichtung
  • Lichter
  • Tiefen
  • Weißabgleich

Das sind so die, jedenfalls meiner Erfahrung nach, wesentlichen Werte, die sich in einem JPG nicht mehr so gut beeinflussen lassen. Das bedeutet, ich muss mich bei der Belichtung entscheiden, lege ich mehr Wert auf die Lichter oder auf die Tiefen, passt die Belichtung insgesamt und ist der Weißabgleich so in Ordnung. Dies alles sehe ich bei den Spiegellosen Kameras ja direkt im Sucher bzw. auf dem Display.

Um es kurz zu machen, hier einmal ein Beispiel, bei dem ich zugegebenermaßen in der Nacharbeit etwas überzogen habe, aber so ist das Problem am besten zu erkennen. Zunächst das unbearbeitete RAW bzw. es hätte auch das JPG sein können, das macht keinen Unterschied an der Stelle:

Das Original.

Hier möchte ich das Augenmerk einmal auf den Himmel legen. Man sieht leichte Strukturen in den Wolken. Sollen diese verstärkt werden, ist der Lichter-Regler eine gute Wahl. Nehmen wir einmal das RAW und schauen uns das Ergebnis an:

Das bearbeitete RAW.

Man sieht hier, wie die Strukturen in den Wolken deutlich hervorgehoben wurden. Davon ausgehend könnte die weitere Bearbeitung erfolgen, wobei ich persönlich bei der normalen Bearbeitung die Lichter nicht so weit herunterregeln würde. Zur Demonstration steht der Regler in Capture One hier auf -100. Beim JPG sieht das deutlich anders aus:

Das bearbeitete JPG.

Das Ergebnis ist hier primär eine graue Matschepampe. Im Himmel gibt es nicht wirklich mehr Struktur, dafür hat das Bild einen Grauschleier übergestülpt bekommen. Da lässt sich auch nichts mehr herausholen. Das ist der Nachteil, wenn man mit JPGs arbeitet, die im Gegensatz zum RAW schon sehr viele Bildinformationen verloren haben.

Ist JPG also nur etwas für die Freizeit? Nein. JPGs finden auch im professionellen Bereich ihren Einsatz. Ihr Vorteil ist schlicht ihre Dateigröße. Gerade z.B. in der Sportfotografie, wo Bilder quasi eins zu eins direkt in die Redaktionen noch vom Ort des Geschehens oder gar vom Spielfeldrand hochgeladen werden müssen, sind sie im Handling einfach schneller in Sachen Übertragung und in Sachen Bildauswahl. Die blättern sich halt schneller durch als die großen RAWs. Aber auch Abseits des Sports kann man seinen Kunden einen bestimmten Bildlook anbieten und insbesondere bei den Fujis mit ihren Filmsimulationen direkt das fertige Bildmaterial produzieren. Voraussetzung: Man kennt seine Kamera und weiß was man tut.

2 kommentare

Ich nehme die „Nachteile“ des JPG Formates gerne in kauf. Für mich ist eine Abwägung zwischen „ich fotografiere mehr in JPG“ oder ich „fotografiere quasi gar nix mehr, weil ich LR mit der Nachbearbeitung nicht mehr hinterherkomm“. Ich gestehe aber: Ich fotografiere immer in JPG und RAW und könnte, wollte ich, auf das RAW zurückgreifen. IdR reicht mir aber das JPG und ich verwende auch gerne Filmrezepte (auch wenn meine Frau das nicht immer gut findet). Die Filmrezepte sind ein spannendes Konzept um einem eher langweiligen Motiv einen besonderen Ausdruck zu geben oder den Betrachter einfach mal auf eine falsche Zeitreise zu schicken.
Wenn ich mal wieder ein Projekt mache, also etwas wo es darauf ankommt wirklich den letzten Rest aus dem Bild rauszuholen, wo ich ggf. sogar PS anwerfe, dann verwende ich auf jeden Fall RAWs. Aber wann mache ich schon mal „Projekte“? 😉

Hallo Oli, zumindest bei der Fuji fotografiere ich in JPG und RAW parallel. Da bietet es sich wegen der Rezepte aber auch an. Bei meinen anderen Kameras lasse ich das, weil da einfach keine JPGs rauskommen, die ich gut finde. Da habe ich auch schon viel experimentiert, aber die Konfigurationsmöglichkeiten sind da gegenüber Fuji einfach ziemlich eingeschränkt. Da schaue ich mir dann die Bilder lieber in LR und C1 an und mache eine Bearbeitung, bevor ich mich über ein langweiliges JPG ärgere.

Projekte, insbesondere auch die für sich selbst, machen Spaß, fordern heraus und sorgen dafür, dass man auch seinen Hintern hoch bekommt, wenn man eigentlich keine Lust hat 😉

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