Christian goes Tanzen

Christian goes Tanzen

Nein nein, nicht dass es jetzt hier zu Missverständnissen kommt, ich gebe keine Tanzeinlagen. Also ich könnte sicherlich einen Baum als statischen Hintergrundteil eines Bühnenbildes geben, dann hört es aber auch schon auf. Es geht um etwas ganz anderes, und zwar habe ich mich dieses Jahr tatsächlich das erste Mal fotografisch mit Bühnentanz beschäftigt. Und soviel vorab: ich bin immer noch geflasht von diesem Erlebnis, das nun ein paar Monate zurück liegt.

Es muss so im Frühjahr gewesen sein, als mich meine Freundin auf das Thema ansprach. Ihre im vergangenen Jahr gegründete Tanzschule „Tanzhaus Schleswig“ hatte für diesen Sommer ihre Debütaufführung geplant und war noch auf der Suche nach einem Fotografen der dies ein wenig begleitet. Auch wenn ich selbst aktiv mit Tanzen nicht viel zu tun hatte (siehe oben), hatte ich gleich Bilder im Kopf. So kam es, dass ich das erste Mal in meinem Leben eine Tanzschule betrat – und schon beim Betreten hin und weg war. Das Tanzhaus Schleswig ist eine kleine aber feine Tanzschule. Schon wenn man die Treppen hinauf steigt zeigt sich die Handschrift von jemandem, dessen Herz ganz groß für den Tanz schlägt, dem auch das Drumherum wichtig ist. Denn wenn man die eigentliche Tanzschule betritt umfängt einen schon eine ganz besondere Atmosphäre. Wer eben noch andere Gedanken im Kopf hatte schaltet spätestens jetzt um. Liebevolle Details zeigen deutlich worum es hier geht. Nicht aufdringlich, eher auffangend warm. Aber ich verliere mich gerade stelle ich fest 🙂

Ich lerne Silke kennen. Silke ist die Inhaberin. Offizielle Berufsbezeichnung: Tanzpädagogin. Das klingt staubig, langweilig. Und wird dem Menschen der mir gegenüber sitzt überhaupt nicht gerecht. Denn vor mir sitzt jemand der Leidenschaft für den Tanz ausstrahlt. Sie liebt den Tanz. Innig. Und wie ich später feststellen durfte gibt sie diese Liebe an ihre Schüler weiter. Sie findet einen goldenen Mittelweg zwischen Leistung und Spaß am Tanzen. Sie steckt ihre Schüler an und nimmt sie mit auf die Reise des Tanzens. So wurde unser „geschäftliches Meeting“ schnell zu einer (ich glaube eher zwei) netten Plauderstunde über Leidenschaften, Vorstellungen und Wünschen. Wir mögen es beide unkompliziert und waren uns schnell einig darüber was wir machen wollten.

So entstanden Fotos von Stell-, Durchlauf- und Generalprobe und auch den beiden Aufführungen. Was soll ich sagen. Die Stellprobe fand in einer Sporthalle statt, weil die Bühne nicht verfügbar war. Meistenteils noch ohne Kostüm, ohne Licht. Dennoch zu sehen mit welcher Begeisterung durch alle Altersgruppen sich die Schüler zusammen gefunden haben, auch neugierig auf das, was die anderen Gruppen zeigen würden, das war großartig. Silke und ihre Co-Lehrerinnen Tricia und Juliana mitten drin im Gewusel und dennoch den Überblick behaltend. Ich kann nicht sagen wie viele Menschen sich eingefunden hatten, aber die 100 war deutlich überschritten. Insbesondere bei den Kleineren waren schließlich auch die Eltern teilweise noch mit dabei. Es gab einen Plan, und der ging auf. Ich erlebte hier das erste Mal wie Silke diesen Spagat zwischen „wir wollen ja auch etwas vernünftiges präsentieren“ und „es sollen aber alle Spaß haben“ schaffte.

Am Aufführungswochenende stand für Samstag die Durchlauf- und anschließende Generalprobe an. Licht und Ton wurde eingerichtet, Kostüme angezogen, gewechselt, teilweise unter massivem Zeitdruck. Für Tanzprofis Normalität. Aber das hier waren alle Amateure die ihre Leidenschaft zum Tanz lebten. Die Bilder der Stellprobe noch im Kopf entwickelten sich für mich nun auch mit den Kostümen die Geschichten. Das zu erleben war toll. Und trotz aller Hektik – es fielen keine bösen Worte. Es war eher wie eine große Familie, jeder hat jedem geholfen, es gab kein Konkurrenzdenken, alle hatten ein Ziel: eine tolle Aufführung abzuliefern. Zugegeben, ich habe mich von dieser Atmosphäre mitreißen lassen, durfte gerade für dieses Wochenende ein Teil des Tanzhauses sein. Habe mitgefiebert ob alles klappte. Habe gelächelt wenn die Kleinen dann trotz aller Vorbereitung dann doch zur falschen Bühnenseite abgegangen sind, mit gefeiert wenn ein schwieriger Part glatt durchlief – auch bei den Aufführungen noch.

Am Sonntag gab es dann die beiden Aufführungen und ich fand es wunderschön. Ich hatte eine Ahnung davon, wie viel Arbeit in dem steckte was ich sah. Obwohl ich den Weg nur einen kleinen Teil begleitet habe. Aber die Arbeit die alle in dieses Projekt gesteckt haben hat sich gelohnt. Nicht nur das mehr Publikum da war als erwartet, es war auch begeistert von dem was die Mannschaft vom Tanzhaus Schleswig abgeliefert hat. Nicht zu vergessen die Jungs von Ton und Technik.

An dieses Wochenende im Juli 2018 werde ich noch lange gerne zurückdenken. Als der letzte Vorhang fiel stellte sich Wehmut ein. Es war ein fulminantes Wochenende. Die Tänzer haben abgeliefert und in meinen Augen auch so richtig abgeliefert. Ich habe das in der Form, und da bin ich ehrlich, nicht erwartet. Mich hat es aber total begeistert was ich gesehen habe und ich freue mich schon auf die nächste Aufführung und verbeuge mich ehrfurchtsvoll.

Danke an Silke Schult, Tricia Bloch, Juliana Pestka und die Tänzer vom Tanzhaus Schleswig!

 

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