Zielgerichtet arbeiten

Zielgerichtet arbeiten

Wenn man fotografiert, verfolgt man in der Regel ein Ziel. Man hat grob ein Ergebnis im Kopf, wo man hin will. Das gilt beruflich wie privat. Die Technik, die uns heute in Form von Hard- und Software zur Verfügung steht, erlaubt es uns, viele Fehler oder auch Ungenauigkeiten bei der Aufnahme auszugleichen. Allerdings bedeutet das: Nachbearbeitung. Für den Berufsfotografen ist die Zeit auch Geld, das er einsetzen muss, für den Amateur zumindest “nur” die Zeit. Also sollte man doch versuchen, schon bei der Aufnahme möglichst das fertige Bild in der Kamera zu haben. Klingt einfach, hat aber auch seine Fallstricke.

Meine Frau und ich haben ein paar Tage in Dänemark, genauer auf Langeland verbracht. Kurz vorher bereicherte ein Instax-Drucker für das quadratische Format meinen “Fuhrpark”. Die Herausforderung, die ich mir stellte, war damit klar: Fotos zu machen, die in der Kamera definitiv fertig waren und auf den Drucker ausgegeben werden konnten. Gerne in schwarz-weiß, natürlich quadratisch, direkt aus der Kamera zu drucken.

Damit war die Wahl der Kamera klar: primäres Gerät war somit meine X100V, da diese eine direkte Druckfunktion für diesen Drucker zur Verfügung stellt. Also das Bildformat auf 1:1 gestellt (ja, im RAW habe ich immer noch die komplette Auflösung als Reserve) und mein präferiertes schwarz-weiß Rezept eingestellt.

Überraschenderweise (nicht) funktionieren Bilder im Format 1:1 durchaus anders als im klassischen 3:2 oder 4:3. Was mich grundsätzlich dazu ermutigt, einfach auch mal wieder andere Formate auszuprobieren. Vor vielen Jahren war ich mal auf dem 16:9-Trip, was natürlich für die damalige Zeit gut auf Bildschirmen aussah – beim Ausdruck auf Leinwand eher zum Problem wurde. Außer, man wollte teures Geld für Sonderformate ausgeben.

In der Fotografie wird gerne die Drittelregel bemüht, nach der ein Bild komponiert sein sollte. Also das Motiv, so möglich, immer auf eine Drittellinie oder -ecke legen, damit es gefällig ist. Motive mittig zu platzieren, z.B. der einsame Baum auf dem Winterfeld, ist eher schwierig. Wobei auch das funktioniert, wenn der Baum weitestgehend symmetrisch ist. Meiner Meinung nach kann man bei Bildern im quadratischen Format hier durchaus großzügiger sein und schon mal öfters darüber nachdenken, ob eine mittige Platzierung nicht die bessere Wahl ist. Hier ein Beispiel:

An dieser Bilderreihe kann man die unterschiedlichen Bildwirkungen in Abhängigkeit von Format und Motivplatzierung schön sehen, wie ich finde. Im quadratischen Format finde ich die mittige Platzierung des Rettungsrings am besten, im Querformat gefällt mir die außermittige Platzierung besser. Und ja, die Bilder sind nicht schwarz-weiß, ich bin versehentlich auf die Farbtaste gekommen 😉 .

Vom Format abgesehen, gibt es noch einen Fallstrick, wenn man in der Kamera das fertige Bild produzieren möchte: Die Belichtung. Die spiegellosen Kameras stellen uns netterweise die Bilder theoretisch so dar, wie sie nachher auch auf der Speicherkarte landen. Allerdings spielt hier ein wichtiger Faktor mit rein, den man am heimischen kalibrierten Monitor immer im Hinterkopf hat, in freier Wildbahn gerne mal vergisst: Die Helligkeit von Sucher und Display. An meiner Fuji kann ich die Helligkeit von beiden Displays in einem weiten Rahmen beeinflussen, je nach Lichtverhältnissen. Das ist genau auch der springende Punkt: an einem Tag hatte ich noch bei relativ viel Umgebungslicht fotografiert, am nächsten Tag war das so lala. Im Ergebnis waren meine Bilder von diesem Tag nachher alle unterbelichtet. Ja, das Problem war hier klar hinter der Kamera zu suchen, denn das wäre auf zwei Wegen vermeidbar gewesen.

Zum einen hätte ich die Displayhelligkeiten einfach wieder auf Standard stellen können. Das ist nichts, was extrem aufwendig wäre, findet man im Menü der Fuji sehr schnell – und zumindest die Helligkeit des rückwärtigen Displays habe ich mir ins Schnellmenü mit eingebaut. Was nichts nützt, wenn man an dem Tag primär mit dem Sucher arbeitet. Zum anderen hätte ich mich aber auch mehr auf das Histogramm verlassen sollen, das ich in beiden Display immer eingeblendet habe. Was noch mit reingespielt hat war, dass ich schwarz-weiß mit harten Kontrasten mag. Wenn man so fotografiert, muss man sich je nach Motiv aber dafür entscheiden, ob man Bildbereiche in den Lichtern ausbrennen, oder in den Tiefen absaufen lässt. Man kann dann nicht immer alles haben. Blöderweise habe ich versucht, den an sich uninteressanten Himmel, der eh nur wenig Zeichnung hatte, mit in das Bild einzubeziehen. Dumm gelaufen, hat nicht funktioniert und darüber ärgere ich mich dann schon.

Das ist jetzt Jammern auf nicht ganz niedrigem Niveau. Denn in den RAW-Dateien habe ich alle Bildinformationen, die ich brauche, um die Bilder auf einen Belichtungsstand zu bringen, wie ich es gerne hätte. Auch den unwichtigen Himmel kann ich da rein- oder rausziehen, wie ich möchte. Das war aber nicht mein Ziel.

Lessons learnt: 1. Displays immer an das Umgebungslicht anpassen. 2. Dem Histogramm einfach mal vertrauen, das macht schon einen guten Job. 3. Man bekommt nicht immer alles unter einen Hut, man muss sich auch mal für Verzicht entscheiden. Ergo: Zielgerichteter arbeiten.

2 kommentare

Ach deshalb hat der sich da so Zuhause gefühlt 🙂

Ich habe Anna dann auch mal gezeigt, wo früher der Fähranleger war, den ich ja auch noch kenne. Wenn wir seinerzeit Bagenkop angesteuert haben, dann hatten wir auch immer die Fähre im Blick, damit wir mit der keinen Streß bekamen. Wir hatten uns eins der Häuschen am Hang nördlich vom Hafen gemietet, und hatten so auch einen schönen Blick auf Landschaft und Wasser. 🙂 Wir waren da auch nicht das letzte Mal.

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