Genauer muss es heissen: Mit der Kamera meines Großvaters und dem Belichtungsmesser meines Vater. Denn genau damit bin ich derzeit am probieren, Erfahrung sammeln, gespannt sein wie das Ergebnis wohl aussehen mag. Die Akteure: Eine Leica IIIa und ein Lunasix 3.
Wir waren heute am Strand. Im Gepäck dabei natürlich die NEX-6, die nie fehlen darf. Sie hatte allerdings Gesellschaft in Form einer Leica IIIa. Diese Kamera hatte einmal meinem Großvater mütterlicherseits gehört. Leider habe ich ihn nie kennen gelernt, er fiel kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges. Die Kamera hatte er oft dabei, denn man sieht ihr die Benutzung an. Aber so soll es ja auch sein, eine Kamera will benutzt werden. Nun ist es so, das die Leica mindestens die letzten vier bis fünf Jahrzehnte ein Dasein in einem Schrank fristete. Als sie wieder Tageslicht erblickte wurde sie „befummelt“ und auf den ersten Blick machte es den Anschein, dass die grundlegende Funktionalität vorhanden war. Unsicherheitsfaktor sind die Zeiten. Ob die stimmen werden wir wohl erst erfahren, wenn der erste Film entwickelt ist.
Was uns zum nächsten Ausrüstungsgegenstand bringt der unabdingbar ist. Die Leica besitzt keinen Belichtungsmesser. Ergo muss ein solcher her und da kommt dann der Lunasix 3 zum Einsatz, den mit mein Vater vermacht hat. Das gute Stück funktioniert auch noch, Belichtungen die ich gemessen und mit der NEX-6 verglichen habe waren plausibel. Somit konnte das Experiment beginnen und heute war der Startschuss. Ein Ausflug an den Strand sollte die ersten Bilder bringen. Was soll ich sagen, es ist eine totale Umstellung.
Klar hatte ich schon als Jugendlicher mit analogen Kameras gearbeitet, auch mit solchen, die keinen Belichtungsmesser besassen. Man muss sich aber doch wieder daran gewöhnen. Auch daran, dass der Blendenring der Leica nicht dort ist, wo man ihn gewohnt ist. Nämlich vorn am Objektiv. Blende einstellen bedeutet also, Kamera vom Auge nehmen, Kamera umdrehen, Blende einstellen, Kamera zurück drehen, Kamera wieder ans Auge nehmen. Was sind wir doch verwöhnt heute. Schärfe einstellen ist übrigens auch spannend. Die Leica ist eine Messsucherkamera. Und sie besitzt zwei Sucher. Einen zur Wahl des Bildausschnitts und einen zum Scharfstellen. Also ist auch hier ein steter Wechsel erforderlich. Was unschön ist: der Sucher zum Scharfstellen ist deutlich dunkler. Bei Tageslicht ist das ok. Im Dunkeln wird das interessant. Den Umgang mit dem Messsuchersystem als solches ist aber kein Hexenwerk und ja, wenn man das geübt hat geht das sehr schnell.
Heute jagt man gefühlt immer der akkuraten Belichtung nach und das hat mir bei den ersten Schritten heute den einen oder anderen Stein in den Weg gelegt. Bild machen, Ausschnitt verändern, Belichtung neu messen, Bild machen. Unsere Kameras heute erledigen das im Sekundenbruchteil wenn wir den Auslöseknopf antippen. Früher gab es das nicht. Früher war der Fotograf gefragt zu entscheiden, ob sich der Bildausschnitt so stark verändert, dass eine komplette Neumessung wirklich erforderlich ist. Und wenn das Bild dann mal eine halbe Blende daneben lag – korrigiert man später beim Erstellen der Abzüge. Sollte ich experimentell mit der NEX-6 mal üben.
Es war schon ein spannendes Gefühl mit der alten Technik zu arbeiten und ich hoffe, ich bekomme den Film an diesem Wochenende voll. Ich bin sehr gespannt wie die Ergebnisse sind. Auf jeden Fall arbeitet man wieder bewusster. Allein schon weil „die Speicherkarte“ nur Platz für 36 Bilder hat.
Ganz anderes Feeling, welches man mit der alten Technik beim Fotografieren hat, toll!
Liebe Grüße
Hi Christian,
ich habe auch noch die eine oder andere analoge Spiegelreflex bei mir zuhause herumliegen. Im Keller ist sogar noch ein kleines Entwicklungsstudio vorhanden. Hab richtig Lust bekommen ein paar Filme zu schießen. Danke für die Inspiration 🙂
So eine alte Leica ist doch was tolles. Ich spiele ja immer noch mit dem Gedanken, mir zusätzlich eine Leica zuzulegen, aber von den Investitionskosten her ist das natürlich immer eine gewisse Hemmschwelle.
So lange das noch nicht so ist, nutze ich das Nikkor 50mm 1.2 an meiner Cam. Da ist dann mal wieder alles manuell inklusive Blendenring.
Die alte Leica da oben hat eine wirkliche Herausforderung: Den Sucher. Denn wenn man sich heutzutage über zu kleine Sucher aufregt, dann hat man noch nicht durch den Sucher einer Leica III geschaut – und erst recht nicht als Brillenträger 😀 DAS ist klein! 😉