Die ersten Bilder an die ich mich bewusst erinnern kann sind schwarz-weiß-Fotos die mein Vater geschossen hat. Und auch die ersten bewegten Bilder mussten ohne Farbe auskommen. Denn unser Fernseher zeigte das Fernsehprogramm auch nur in schwarz-weiß.
Als Kind fand ich das normal, denn damit wuchs ich auf. Und stand oft genug mit meinem Vater in seiner Dunkelkammer, wo wir erst die Filme entwickelten und anschliessend die Bilder abzogen. Auch meine ersten Fotos waren schwarz-weiß. Und es störte mich nicht. Irgendwann aber kam der erste Farbfilm in „meine“ Kamera und von da an fand ich schwarz-weiss einfach nur doof. Bilder ohne Farbe – pfff, waren wir im Mittelalter oder im 20. Jahrhundert? So meine Einstellung für lange Zeit.
Erst mit der digitalen Fotografie verloren hier und da meine Bilder ihre Farbe. Wurden statt dessen in schreckliches Sepia (oder so etwas ähnliches) getaucht – was sie nicht besser machte. Heute mag ich schwarz-weiß Fotos ein Reinform, gerne mit starken Kontrasten. Wo weiß auch weiß sein darf und schwarz auch echtes schwarz. Und wenn ich in meiner Freizeit unterwegs bin ist die Kamera in jüngster Zeit immer häufiger auf schwarz-weiß eingestellt. Wissend das RAW als Farbversion als Ausgangsbasis für die spätere Konvertierung in Lightroom oder Silver Efex zu haben. Aber es macht mir schon großen Spaß, schon auf der Kamera einen ersten Eindruck davon zu bekommen, wie die Endversion aussehen könnte.
Und was machen schwarz-weiß-Bilder denn nun für mich aus, was reizt mich an ihnen? Ich mag ihre Klarheit, die Reduzierung auf das Wesentliche im Bild. Ohne die ablenkende Farbe. Die „spinnt“ unser Gehirn manches mal einfach dazu, weil es weiß wie ein Motiv in der Realität aussieht – oder aussehen könnte. Schwarz-weiß bietet Freiraum für die Phantasie und ist oft emotionaler als ein Farbfoto.