Als Hochzeitsfotograf muss man meiner Meinung nach immer eine Gratwanderung machen. Auf der einen Seite muss man immer funktionieren, die wichtigsten Momente einfangen, jederzeit bereit sein auf Situationen zu reagieren, um am Ende des Tages alle wichtigen Bilder auf Speicherkarte zu haben. Das ist der nüchterne Teil einer solchen Aufgabe. Auf der anderen Seite muss man aber auch offen für Emotionen sein und die Atmosphäre fühlen, sich in diesen Tag, der zu den wichtigsten eines Paares gehört, hineinzuversetzen. Zumindest bis zu einem bestimmten Punkt, eben bis zu diesem Grat, sollte das funktionieren. Sollte.
Am 17.3.2023 hatte ich die große Freude und Ehre, die Hochzeit von Anne und meinem ehemaligen Arbeitskollegen Marc zu fotografieren. Als ich mich auf den Weg zum Ort des Geschehens machte, wusste ich noch nicht, was der Tag bringen würde. Die beiden sind große Irland-Fans – was ich verstehen kann, und so stand die Hochzeit unter dem Thema “Irland”. Es würde eine standesamtliche und eine freie Hochzeit geben, zweitere getraut von einem echten Kapitän, ein enger Freund von den beiden. Dieser Teil nach irischem Vorbild. Es würde ein besonderer Tag werden, sehr besonders.
Wie immer hatte ich mich im Vorfeld beim Standesamt gemeldet, um mich grundsätzlich vorzustellen und zu klären, wie die Rahmenbedingungen waren. Vor Ort dann die Standesbeamtin begrüßt, und mit ihr die Details geklärt. Herzlichen Dank an dieser Stelle, dass man mir alle Freiheiten gegeben hat, die ich benötigte.
Es versammelten sich alle Gäste im Raum und es sollte losgehen. Frage der Standesbeamtin “Wer hat die Ringe?” Schweigen machte sich breit. Zugegeben, ich war auch etwas irritiert, denn das hatte ich bislang auch noch nicht erlebt. Aber zum Glück kein Problem, alles war ortsnah und zehn Minuten später lagen die Ringe vor der Standesbeamtin auf dem Tisch und es konnte losgehen. In der Zwischenzeit klärten wir wichtige Dinge. Marc: “Sex ist wie Fahrradfahren.” Der Fotograf: “Brauche ich einen Helm?” Ja, es war eine schöne Trauzeremonie, mit vielen Lachern und Tränen der Rührung und des Glücks. Wie sich das gehört, wurden im Anschluss die Gratulationsfotos geschossen.
Ich lasse es mir grundsätzlich nicht nehmen, meinem Brautpaar, natürlich als letzter, auch zu gratulieren. Das habe ich immer so gemacht und ich mache das auch nicht nur aus Höflichkeit, sondern es kommt von Herzen. Das war an diesem Märztag nicht anders, und doch war es anders. Während mir in der Regel die Kontenance nicht verloren geht, war sie hier plötzlich einfach entschwunden. Da lagen sich dann der Bräutigam und der Fotograf mit Freudentränen in den Augen in den Armen und freuten sich des Lebens. 🙂
Liebe Anne, lieber Marc, ich danke Euch, dass Ihr mich gefragt habt, ob ich Euch an diesem Tage begleitet. Dass es auch meine letzte Hochzeit sein würde, das wusste ich damals noch nicht. Aber so schließe ich das Kapitel der Hochzeitsfotografie mit einem denkwürdigen Tag ab. Man soll ja aufhören, wenn es am schönsten ist, so sagt man. Danke dafür!


















Lieber Christian,
wie gestern schon in meiner E-Mail erwähnt, fühlen wir uns sehr geehrt in deinem Blog-Artikel genannt zu werden. Es war eine so schöne Hochzeit und du hast die besonderen Momente perfekt eingefangen. Vielen Dank dafür.
LG Anne und Marc