Schwarz-weiß oder nicht ganz schwarz-weiß – ein Luxusproblem?

Schwarz-weiß oder nicht ganz schwarz-weiß – ein Luxusproblem?

Es gibt Dinge im Leben eines fotoaffinen Menschen, die einen schon mal Fragezeichen ins Gesicht treiben. Aktuell sitze ich vor genau so einem „Ding“. Genauer vor einem Foto des Wiking-Turmes in Schleswig.

Der Turm ist Anfang der siebziger Jahre entstanden und ästhetisch nicht unumstritten. Aber das ist weniger meine Baustelle, die befindet sich nämlich an anderer Stelle. Seit einiger Zeit fröne ich der Freude der Schwarz-weiß-Fotografie und meine Begeisterung dafür ist nach wie vor ungetrübt. Allerdings ringe ich gerade mit mir, wann hört schwarz-weiß auf schwarz-weiß zu sein.

Gestern habe ich einen kurzen Ausflug zu besagtem Turm gemacht, dabei ist auch ein Bild aus einer extremen Perspektive entstanden, mit der ich meine persönliche Interpretation dieses Bauwerkes darstellen möchte. Die Konvertierung erfolgte in Silver Efex Pro, weil mir Lightroom an dieser Stelle nicht genügend Möglichkeiten bot. Blöderweise fing ich an, mit den Tönunungseinstellungen etwas zu experimentieren. Mit dem Ergebnis, das es jetzt zwei Versionen dieses Bildes gibt und ich mich nicht so recht für eine klar entscheiden kann.

Die getönte Version kommt meinem Gefühl für diesen Turm deutlich näher. Der s/w-„Hardliner“ 🙂 in mir sagt aber, streng genommen ist das ein Farbbild. Ja, es ist ein Luxusproblem. Irgendwie jedenfalls. Aber etwas in mir sagt, wenn ich s/w will, dann will ich schwarz, weiß und die Grautöne dazwischen. Wenn ich durch quasi s/w-Galerien klicke, dann bin ich immer wieder irritiert wenn mir da etwas getöntes über den Weg läuft. Über solche Dinge nachzudenken ist jedenfalls eine klasse Sonntagsnachmittagsbeschäftigung. Und damit Ihr Euch selbst ein Bild meines „Problemes“ machen könnt, hier mal beide Versionen.

In diesem Sinne: einen schönen Sonntag! 🙂

6 kommentare

SW-Bilder machen mir in letzter Zeit auch total viel Spaß. Zur Bildentwicklung gehe ich dabei auch von Lightroom nach Silver Efex. Jedenfall, ich bin da nicht ganz so dogmatisch. Bei so einer leichten Tönung bleibt ein SW-Bild für mich immer noch ein SW-Bild. Anders würde ich das bei einer starken Tönung, einer Crosstönung oder einer teilweise SW-Umwandlung sehen, das ist dann IMHO quasi ein Farbbild. Aber so eine leichte Tönung für ein SW-Bild ist eine feine Sache, finde ich.

Bei Farbbildern sehe ich das in Sachen farblicher Nachbearbeitung an sich auch nicht so eng. Aber irgendwie merke ich, wie mich das bei s/w-Bildern teilweise stört. Vielleicht weil es dann jeweils übertrieben wurde. Muss ich mir noch zu Gemüte führen und drauf achten.

Ich finde im direkten Vergleich das getönte Bild weicher. Das reine Schwarz-weiß-Bild erscheint viel kräftiger in den Kontrasten und übermittelt mehr Härte, auch mehr Tristheit. Ich mag das SW-Bild lieber.

Hallo,
es gab schon immer – seit den Anfängen der Fotografie – unterschiedliche Tönungen im Schwarzweiß-Bild, und niemand hatte das Bedürfnis, darüber zu diskutieren, ob das ganze schwarzweiß ist oder nicht.
Entwickele das SW-Fotopapier Adox Easyprint in Eukobrom, und du bekommst ein neutralschwarzes Bild (ausprobiert).
Fomaspeed Variant soll in Eukobrom entwickelt eher bläulich schwarz erscheinen, abhängig vom Entwickler kann es aber auch grünlich schwarz werden.
Ilford Warmton Multigrade erscheint im passenden Entwickler leicht bräunlich.
Zusätzlich haben schon immer Leute Toner benutzt. um Schwarzweißbildern einen bestimmten Charakter zu geben. Es blieben allerdings immer Schwarzweißbilder, da sie auf SW-Fotopapier ausbelichtet wurden.

Das ist halt das Ding mit den Tonungen und ich denke es spielt da keine Rolle, ob ich die heute adigital erreiche oder ob man das damals über die Chemie gemacht hat. Als Entwickelnder entscheide ich letztlich über das Ergebnis und ob es wirklich „echtes“ schwarz-weiß ist oder nicht.

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